Thomaskirche, Kirchheim unter Teck
Muhleisen Strasbourg 1977
Technische Daten
Im Jahr 1967 wurde für das Wohngebiet Dettinger Weg in Kirchheim unter Teck die evangelische Thomaskirche erbaut. Sie war so groß geraten, dass kein Pfennig mehr übrig blieb für ein Musikinstrument. Eine provisorisches Örgelchen weckte mehr Mitleid als Erbauung. Es war das abgängige Spieltischpositiv der alten Unterlenninger Orgel. Die damals voll aufgedrehte Fußbodenheizung machte dem kraftlosen Ding bald den Garaus. Als Alternativen wurden dann gehandelt: Konzertflügel oder E-Orgel. Den Klavierklang empfand man jedoch als nicht feierlich genug, und das elektronische Instrument konnte bei einer Demonstration damals auch nicht überzeugen.
Anfragen bei Orgelbauern, wie viel Orgel denn um fast kein Geld zu haben sei, wurden oft gar nicht erst beantwortet. Noch hatte der Orgelbau Hochkonjunktur. Doch Muhleisen in Strasbourg wollte auch in Deutschland Fuß fassen. Er bot so günstig an, dass niemand mehr nein sagen konnte. So kam es zur ersten französischen Orgel unter Teck
Standort: Ebenerdig in der großen Nische neben dem Altarbereich.
Leicht hat sie’s nicht neben den überdominanten Heiliggeistesblitzen hinter dem Alter. Sie stammt auch nicht, wie das Holzobjekt, aus einer prosperierenden Zeit, sondern ist der Bedürftigkeit abgerungen. Auch ohne die frontale Holzplastik könnte sie kein optischer Gegenpol zu Taufstein, Altar und Kanzel sein – zu sehr ist sie aus dem Blickwinkel gerückt. Doch wird sie von einem ebenerdigen Fenster belichtet wie sonst nichts in diesem von schmalen Fensterbändern unter dem Dach diffus beleuchteten Kirchenraum. Helles Streiflicht hebt die Struktur der Orgel überdeutlich hervor, betont die Gliederung des Prospektes:
5 7 13 7 5
wobei die Labienverläufe der Metallpfeifen so trotzig zur Mitte hinstreben, wie sie diejenigen der Subbassriesen in die Breite ziehen und die Illusion erwecken, als sei das Instrument fast zu groß für den weiten Raum. Faszinierend verwirren sich Schein und Sein bei dieser französischen Orgel. Deutschkantig aussehend, ist sie doch eine echte Französin. Das Streiflicht drückt sie aus der Nebensächlichkeit heraus. Und durch ihren frischen, farbigen Klang wandelt sie sich im Nu vom Mauerblümchen zur Lutherrose.
Spieltisch: Angebaut, Manual I Hauptwerk, Manual II Positiv, Pedal.
Umfänge: Manuale C – g’’’, Pedal C – f’.
Spielhilfen: Fußtritte für Koppeln.
Notenpult: Im Spieltischdeckel.
Breite/Höhe/Tiefe/Neigung: 850 mm, 230 mm, 77 mm, 20°.
Beleuchtung Notenpult: Halogenspot von links oben.
Beleuchtung Pedal: Ja.
Beleuchtung des Orgelinneren: Keine.
Beleuchtung des Prospekts: Keine.
Motorschalter: Drehzylinder rechtsdrehend, herausspringend.
Kontrolllicht Motor: Noten- und Pedalbeleuchtung.
Steckdosen: 1x rechts neben Pedal.
Elektroinstallation: Nicht sichtbar.
Heizung: Keine.
Schlösser: Spieltischdeckel.
Schlüssel: Vorhanden.
Firmenschild: Unter Registerzügen, handgeschrieben auf Leder.
Orgelbank: Eiche, Sitzfläche mit Klarlack, verstellbar mit Kurbel links
Manual
Mechanisch, Klaviatur zweischenklig, Oktavmaß 165 mm.
Breite Untertasten: (in mm) c 22,5 d 22,5 e 22,6 f 22,6 g 22,3,a 22,9 h 22,8.
Tastenteilung: Breiteste/schmalste Untertaste a 22,9 mm /g 22,3 mm.
Tastenfall: I 5 mm, II 5mm. Obertasten einsinken: I 4 mm, II 4 mm.
Tastendruck: I 125 g, gekoppelt: 150 bis 175, II 100 g.
Länge Untertasten: I 128 mm, II 130 mm. Tastenköpfe: 47 mm.
Länge Obertasten: I 78 mm, II 72 mm.
Abstände Obertasten: cis-dis 17,2 mm, fis-gis 15,8 mm, gis-ais 15,8 mm,
ais-cis 31 mm, dis-fis 31,7 mm.
Vertikaler/horizontaler Manualabstand: 60 mm /95 mm.
Koppeln: II-I, I-P, II-P.
Abstrakten am Wellenbrett: Alu, sonst Holz.
Winkel: Alu.
Wellenbretter: 2, Wellen Alu, Ärmchen Alu.
Tastenbelag: Untertasten Ebenholz, Obertasten Kunststoff.
Neigung der Klaviatur: I 3° nach vorne, II 3° nach vorne.
Pedal
Form: Parallel, konkav, Obertasten geschweift, Oktavmaß 470 mm.
Tastenfall: 15 mm, Obertasten einsinken: 20 mm.
Tastendruck: ca. 1000 g.
Länge Untertasten / Obertasten: 650 mm / 125 – 195 mm.
Breite Untertasten / Obertasten: 12 mm / 12 mmEinschub 300 mm.
Vertikale Position: nicht gemessen.horizontale Position:c° unter a°
Tasten: Eiche massiv.
Mechanisch, Manubrien: Gedrechselte Knöpfe aus Birnbaum
In zwei senkrechten Reihen links der Klaviatur HW, PositivP/Ped.
Stangen aus Holz, Eisenwellen.
Registernamen: Handgeschrieben auf Leder über den Zügen.
Registernummern: nachträglich neben den Manubrien angebracht.
Koppeln als Tritte.
Gebläse: Ebenerdig in Kasten hinter der Orgel.
Schwimmerbalg mit Rollventil, Stoßbalg in Balgplatte und Spunddeckeln.
Motordaten: Made in Germany by: Aug. Laukhuff-Weikersheim,
11,75 cbm (mc) 5 Min., W.S. (Press.) 105, Motor-Nr. 23881, H.P. 0,25, Volt 220/380,
Amp. 1,0/0,58, Tour. (Rotat.) 2800, Period 50, Phas. 3
Windkanal: Holz und Flexrohr, Kondukten: Flexrohr.
Winddruck: 72,3 mm WS an Windlade HW,
72,3 mm WS an Windlade Positiv.
Schleiflade, Schwanzventile, Kunststoffschleifen, Pfeifenstöcke: Eiche massiv,
Pfeifenaufstellung: Chromatisch, die fünf tiefsten Töne rechts.
Gesamtpfeifenzahl: 578, davon 42 Holzfpeifen
HAUPTWERK I | ||
---|---|---|
Rohrflöte | 8′ | zugelötet, C – H Gedeckt, Eiche |
Principal | 4’ | |
Quinte | 2 ⅔’ | |
Terz | 1 3/5’ | |
Mixtur II | 1’ | Repetition: g°, ais’’ |
POSITIV II | ||
Gedackt | 8′ | zugelötet C – H zusammen mit Rohrflöte 8‘ |
Rohrflöte | 4’ | zugelötet, gis‘‘-g‘‘‘ konisch offen |
Prinzipal | 2’ | |
Sifflet | 1 ⅓‘ | |
PEDAL | ||
Subbass | 16’ | Fichte, C – G Prospekt, Frontseite Eiche |
Gleichstufig temperiert
Absolute Tonhöhe: a’ 441,6 Hz bei 18,4° Celsius.
Relative Luftfeuchtigkeit: 68,5 %, Atmosphärischer Luftdruck auf NN: 1006 hPa,
gemessen am 15.10.2014, 18:30 Uhr.
Schallpegel
Ruhe: 28,5 dBA, Gebläse: 36 dBA
Min. 54 dBA Max. 83,5 dBA
Alleinstellungsmerkmale:
Erste französische Orgel unter Teck.
Flächenfüllende Holztafeln anstelle von Schleierbrettern.
Medien:
Teckbotenarchiv
Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck (Seite 225)
YouTube:
Ralf Sach spielt Carl Czerny (1791-1857):
Präludium und Fuge a-Moll
Andere Instrumente im Raum:
Klavier, Keyboard.
Kontakt
Adresse Pfarramt:
Aichelbergstraße 585
73230 Kirchheim unter Teck
Tel.: 07021-55516
Homepage Pfarramt
Adresse der Kirche:
Thomaskirche
Aichelbergstraße 585
73230 Kirchheim unter Teck
So finden Sie die Kirche: