St. Johannes der Täufer, Schopfloch
Johann Victor Gruol der Ältere 1809
Technische Daten
Eine Vorgängerorgel lässt sich nicht nachweisen. Im Gegenteil! Wenn bei der Planung einer Orgel überlegt wird, wer das Instrument überhaupt spielen würde, kann wohl kaum eine Orgel schon vorher in Gebrauch gewesen sein.
1808 Johann Victor Gruol der Ältere (1766 – 1835) bietet für 900 Gulden eine Orgel an. Der Kirchenkonvent beschließt, dass alle damit verbundenen Kosten von dem Fleckenbürgermeister zuerst allein bestritten werden sollen. Ein Schopflocher Bürger soll das Orgelschlagen lernen.
1809 Johann Victor Gruohl leimt am 30. May 1809 die Windlade zu.
1860 Reparatur der Blasebälge
1883 Reparatur durch Johann Andreas Goll.
Disposition laut Voranschlag vom 17. April 1904.
1940 Elektrisches Gebläse
1979 Erste Restaurierung durch Orgelbau Österle/Scharfe
2005 Zweite Restaurierung durch William Jurgenson
Standort:
Ostempore, die Emporendecke wurde eigens dafür angehoben.
Gehäuse von 1809
Prospekt: Siebenteiliger Rokokoprospekt,
Rundturm in der Mitte, flankiert von zwei Harfenfeldern, neben diesen zwei rechteckige Flachfelder, das Ganze eingefasst von zwei abgeschrägten Rechtecktürmen mit entsprechend gestalteten Konsolen, vergoldete Schleierbretter mit Rocailleformen zwischen Pfeifenabschluss und Gehäuse sowie in der Bekrönung und und den Ohren. Am Mittelturm Medaillon mit der Aufschrift IHS, darüber aus dem Gehäuse ragender Zimbelstern. Bekrönung der Seitentürme in Form eines Füllhorns.
Dort auch Perlenschnurimitationen zum unteren Abschluss der Schleierbretter, an den Konsolen ein Zopfmotiv. Alle Ornamente sind zwischen links und rechts streng symmetrisch gestaltet. Fugen zwischen Quer- und Längsgesimsen vergoldet. Die Abdeckleiste zu den Spunddeckeln umschließt das ganze Gehäuse. Ihr roter Untergrund ist von Profilen eingefasst und durch vergoldete senkrechte Stäbchen fein unterteilt. Die Grundfarbe des Gehäuses ist Eierschalenweiß. Innen ist der Spieltisch mit Tapete ausgekleidet. Die originale Tapete war zerschlissen und wurde (wohl 1952) nach Angaben von Dr. Walter Supper überklebt. Die Registerzüge haben zum Teil noch die originale, nicht in allen Teilen gut lesbaren Beschriftungen. Original ist noch die Orgelbank.
Das Pfeifenschema im Prospekt: 7–7–4–5–4-7–7 = 41 Pfeifen.
Spieltisch frei stehend, Pedal hinter Gehäuse.
Umfang Manuale: C – c’’’, Pedal: C – d’ (ursprünglich C – f°)
Notenpult: aufgeklappter Spieltisch
Breite/Höhe/Tiefe/Neigung: 690 mm, 150 mm, (105 mm), 35° (virtuell)
Beleuchtung: Deckenstrahler
Beleuchtung Pedal: nicht vorhanden
Beleuchtung Spieltisch: Deckenstrahler
Beleuchtung des Orgelinneren: nicht vorhanden
Beleuchtung des Prospekts: Deckenstrahler
Motorschalter: Kippschalter rechts unter dem Fundamentbrett,
Hauptschalter im Schaltschrank beim Eingangsportal.
Schalter für Zimbelstern: Manubrium am Gehäuse hinter dem Spieler.
Kontrolllicht Motor: nicht vorhanden
Steckdosen: links und rechts unter dem Fundamentbrett.
Elektroinstallation: nicht sichtbar
Heizung: Heizmatte unter Pedalklaviatur, mobile Heizlüfter für die Orgelbank.
Schlösser: funktionsunfähige Reste im Spieltischdeckel.
Schlüssel: keine
Firmenschild: keines
Orgelbank: original, nicht verstellbar.
Manualklaviatur: nicht original
Manual
Mechanisch, Klaviatur zweischenklig, Oktavmaß 166 mm
Breite Untertasten: (in mm) c 22,6 d 23,1 e 22,2 f 23,2 g 22,9,a 22,5 h 22,4
Tastenteilung: breiteste/schmalste Untertaste f 23,2 mm /e 22,2 mm,
Tastenfall: I 10 mm, Obertasten einsinken I 2,6 mm,
Tastendruck: 125 – 250 g, große Oktave 250 – 200,
Länge Untertasten: I 122 mm, II 119 mm Tastenköpfe: 42 mm,
Abstände Obertasten: Cis-dis 19 mm, fis-gis 18mm, gis-ais 18 mm, ais-cis 31,9 mm, dis-fis 32,4 mm
Koppeln: Man-P
Abstrakten: Holz
Winkel: Holz
Wellenbretter: 3, Wellen Holz, Ärmchen Holz.
Tastenbelag Untertasten: Elfenbein, Tastenbelag Obertasten: Ebenholz
Neigung der Klaviatur: 2° nach vorne
Pedal
Form: Parallel, eben, Obertasten nicht geschweift, Oktavmaß 490 mm,
Tastenfall: 15 mm, Obertasten einsinken 19 mm
Tastendruck: C – H 150 bis 200 g, ab c° 125 bis 150 g
Länge Untertasten / Obertasten: 295 mm / 120 mm
Breite Untertasten / Obertasten: 280 mm / 280 mm,
Einschub 142 mm
Vertikale Position: 835 mm unter Manualhorizontale
Position: c° unter a°
Tastenbeläge: Kirsch
Mechanisch, Manubrien: gedrechselte Knöpfe in zwei Ebenen links und rechts der Klaviatur.
Stangen aus Holz, Holzwellen.
Registernamen in Handschrift auf Stirnseite der Knöpfe (die ältesten unter Teck).
Pedalkoppel als Zug.
Zimbelstern als Registerzug (Windrad).
Gebläse frei stehend im Balghaus auf dem Dachboden über der Orgel,
Magazinbalg mit Rollventil ebendort.
Motordaten: Made in Germany by Aug. Laukhuff-Weikersheim, 4 78, cbm (m.c.) 8 Min., W.S. (Press) 105, Motor-Nr. 1414, H.P., 0,45, Volt 220/380, AMP. 1,5/0,9, Tour. (Rotat.) 2800, Period 50, Phas 3
Windkanäle: Holz
Winddruck: Manual 58,2 mm WS an Pfeifenloch von Principal 4‘ c° (Prospekt)
Pedal 58,2 mm WS, an Pfeifenloch von Subbass 16’ e°
Kanaltremulant
Windgetriebener Zimbelstern mit Glasglocken.
Schleifladen mit Schwanzventilen. Schleifen Eiche, Lederdichtungen. Pfeifenaufstellung: Diatonisch zur Mitte hin ansteigend
Gesamtpfeifenzahl 642,
davon 201 Holzpfeifen, keine Blindpfeifen.
MANUAL C – c‘‘‘ | ||
---|---|---|
Coppel | 8′ | Gruol, Holz |
Lieblich Principal | 8′ | Gruol, Holz |
Quintatön | 8′ | teilweise Gruol |
Principal | 4′ | C – ais’’ Prospekt |
Flöte | 4′ | Gruol, Holz, gedeckt |
Quinte | 2 ⅔‘ | Gruol, Metall, C – F Prospekt |
Octave | 2′ | Jurgenson |
Flagonett | 2′ | Gruol, konisch (angelängt) |
Mixtur IV | 42′ | Gruol |
PEDAL C – f° | ||
---|---|---|
fis° – d’ Suboktav-Manualkoppel | ||
Subbass | 16′ | Gruol |
Octavbass | 8′ | Gruol |
Viol da Gamba | 4′ | Jurgenson |
Gleichstufig temperiert
Absolute Tonhöhe: a’ 435,2 Hz bei 16,4° Celsius,
Relative Luftfeuchtigkeit: 64,5 %, atmosphärischer Luftdruck: 992 hPa auf NN
gemessen am 03.12.2014, 15:48 Uhr
Schallpegel
Ruhe 28,4 dBA Gebläse 29,6 dBA
Min 50,5 dBA Max 84,1 dBA
Alleinstellungsmerkmale:
Zimbelstern mit Glasglöckchen,
Nomen Sacrum IHS im Medaillon des Mittelturms,
die schönsten historischen Acht-Fuß-Register unter Teck.
Medien:
Teckbotenarchiv
Heimatbuch, Anita Rauscher: Untersuchungen über die Orgeln des 18. und 19. Jahrhunderts im Evangelischen Dekanatsbezirk Kirchheim unter Teck
Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck (S. 36)
YouTube:
Ralf Sach spielt Frederic Chopin (1810-1849):
8 Preludes aus Op. 28, Orgelbearbeitung: Fr. Liszt
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73252 Gutenberg
Tel:: 07026-3034
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