Zionskirche, Kirchheim unter Teck
Walcker 1957
Technische Daten
Lange Zeit war in der Zionskirche nur ein Harmonium vorhanden. Dieses musste genügen für die Begleitung des Gemeindegesangs sowie für Vor- und Nachspiel.
Als in der Nachkriegszeit allenthalben Orgeln neu gebaut, oder wenigstens dem neuen Zeitgeschmack angepasste wurden, wollte die EmK nicht zurückstehen. Wie in den andern Evangelischen Gemeinden in Kirchheim sollte auch im Kirchensaal eine Pfeifenorgel zum Lob Gottes erklingen.
Die Gemeinde hatte Glück. Sie geriet an einen jungen, hochbegabten Orgelsachverständigen auf der Höhe der Zeit. Es war Werner Schrade, der nachmalige Direktor an der Hochschule für Kirchenmusik Esslingen.
Er empfahl der Zionsgemeinde eine große Kleinorgel der führenden Orgelbaufirma E.F. Walcker in Ludwigsburg. Mit zwei Manualen und Pedal war sie selbst verwöhnten Ansprüchen gewachsen, mehr noch, die modernste Orgel unter Teck. Puristen könnten zwar einwenden, es handele sich in diesem Fall nur um ein Serieninstrument und um keine künstlerisch anspruchsvolle individuelle Lösung. Das ist zwar richtig, jedoch nur, wenn man aus dem jahrzehntelangen Abstand von heute aus urteilt. Damals war das Orgelbauerhandwerk noch nicht so ausdifferenziert wie heutzutage. Ohne Serienfertigung wäre der enorme Nachholbedarf an Orgeln in der Nachkriegszeit gar nicht zu bewältigen gewesen. Dazu kommt, dass individuell einem Raum angepasste Orgeln auch nicht ganz anders klangen. Das beste Beispiel ist die nur sechs Jahre später aufgestellte Walcker Orgel in der Petruskirche Jesingen. Die Mensurierungs- und Intonationsgewohnheiten waren da und dort ein und dieselben. Immerhin erwiesen sich die oft gescholtenen „Fabrikorgeln“ von Walcker dauerhafter als manche individuellen Neukonstruktionen. Die EMK ist gut gefahren mit ihrem Instrument.
Und nach der Generalausreinigung 2018 durch Orgelbaumeister Michael Mauch aus Schwäbisch Hall ist die Zionsorgel wieder fit für die nächsten siebzig Jahre.
Standort auf dem Altarpodium, Nordseite. Gehäuse mit Eichenfurnier. Einteiliger Prospekt mit 51 Pfeifen in chromatischer Anordnung. Senkrechtes Gestäbe als Schleierbrett. An der Rückseite das Pedalwerk angedockt; Subbasspfeifen bilden dessen Seitenwände. Trotz der schlichten Kastenform vermitteln die silberglänzenden Orgelpfeifen einen Hauch von Feierlichkeit im nüchternen Kirchensaal.
Ungegliederte Prospekte waren Mode in den Fünfzigerjahren. Das Rückpositiv in der Martinskirche Oberlenningen folgt diesem Konzept. Als Nachklang auch die Stöberl-Orgel im Gemeindezentrum Dettingen-Guckenrain. Der Prospekt in der Zionskirche leuchtet besonders ein. Die aufsteigende Pfeifenlinie schmiegt sich auf Wand und Fenster. Zu Altar und Kanzel öffnet sich die absteigende Seite. Orgel – Altar – Kanzel, diese Anordnung findet sich auch in anderen Kirchen unter Teck: Auferstehungskirche- und Thomaskirche Kirchheim und etwas abgewandelt auch in St. Nikolaus von der Flüe, Dettingen-Guckenrain. In der Zionskirche ist diese Anordnung zum ersten Mal „unter Teck“ verwirklicht worden.
Angebauter Spieltisch mit zwei Manualen und Pedal, vorderspielig. Manual C – g’’’, Pedal C – f’. Normalkoppeln als Tritte, rechts einrastend. Spieltischdeckel als Notenpult, 650 mm breit, 235 mm hoch, nach oben offen, 60 mm tief, 27° geneigt, Auflagebrett mit Klavierband befestigt. Keine Beleuchtung für Prospekt, Noten, Manubrien oder Pedal. Manubrien links (I, Ped.) und rechts (II), senkrecht angeordnet. Kleiner Kippschalter mit Kontrollglimmlicht über der oberen Klaviatur. Weder Steckdosen noch sichtbare Elektroinstallation. Deckel mit seitlichem Schloss und Schlüssel. Firmenschild als aufgeklebte Messingbuchstaben zwischen den Manualen. Orgelbank nicht verstellbar, aber mit rückwärtiger Sichtblende.
Manual
Mechanische Spieltraktur, mit Koppelrahmen im Spieltisch.
Tastenfall: I 11 mm, II 10 mm:
Obertasten einsinken: 2 mm über Untertasten.
Tastendruck: I 130 g, II 95 g, gekoppelt 175 g.
Oktavmaß:166 mm. Tastenteilung: C, D 22,2 mm. E 22,7 mm, F 22,9 mm,
G 22,8 mm, A, H 22,6 mm.
Manualabstand: vertikal 66 mm, horizontal 100 mm. Neigung beider Manuale: 2,5°.
Tastenbelag: Untertasten Kunststoff, Obertasten Ebenholz.
Länge Untertasten: 12,7 cm, Länge Obertasten: 7cm, Tastenköpfe 46 mm.
Zwischenräume Obertasten: Cis-Dis 17,5 mm, Fis-Gis 16,4 mm, Gis-Ais 16,4,
Dis-Fis 30,5mm, Ais-Cis 31 mm.
Holzabstrakten, 1 Wellenbrett (Ladenteilung wie Tastenteilung, außer Bassbereich.
Wellen und Ärmchen: Alu.
Pedal
Parallelpedal, leicht konkav, nicht geschweift, Tasten nicht abgerundet.
Oktavmaß: 460 mm. Tastenfall: 14 mm.
Obertasten einsinken: 13 mm
Tastendruck: 450 – 550 g , gekoppelt 500 – 600 g.
Länge Ober-, Untertasten: 600 mm, 120 – 150 mm.
Tastenbreite: 25 mm. Einschub: 285 mm. Vertikale Position 750 mm
Horizontale Position: c° unter c’
Tastenbelag: Eiche massiv
Mechanisch. Manubrien: Einfache gedrechselte Knöpfe, darin eingelassen runde Registerschildchen mit Steinschrift, keine Nummerierung.
Registerstangen: Holz
Wellen: Alu.
Gebläse: Untergehäuse in schallgedämpftem Kasten. Schwimmerbalg mit Rollventil.
Motordaten: L. Eisenschmid u. Sohn, München Abt. Motoren-Gebläse u. Gleichrichterbau. Gebl. Nr. 1356, Größe 0, Luftleist. 5 cbm Min.,
Winddruck 110 mm WS. 2800 U/Min. Motordaten: DGBMot. Type 3÷ 2, Nr. 1422, 220 V, 1,3 A, 0,3 PS, 0,22 KW, 0,8 cos phi, 2800 U/min., 50 Per/sec.
Windkanal: Holz.
Ladenbälge.
Winddruck:
53,4 mm WS am Pfeifenloch von HW Prinzipal 4’ F, Prospekt,
54,6 mm WS am Pfeifenloch von Positiv Gedeckt 8’ D.
Schleiflade. Pfeifenstöcke aus Schichtholz, Kunststoffschleifen, Pfeifenaufstellung: Chromatisch.
Gesamtpfeifenzahl 584,
davon 116 aus Holz
HAUPTWERK I | ||
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Gedeckt | 8′ | Holz |
Prinzipal | 4′ | F-g’’’ Prospekt |
Mixtur II-III | 1′ | ab AIS III AIS a° gis’. fis. c’’’ |
POSITIV II | ||
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Gemshorn | 8′ | C-a° Metallgedeckt ab ais° konisch offen |
Rohrflöte | 4′ | |
Prinzipal | 1 1/3′ |
PEDAL | ||
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Subbass | 16′ | Holz |
Principalbass | 8′ | Holz |
Choralbass | 4′ |
Stimmung
Gleichstufig temperiert
Absolute Tonhöhe: a’ 441,1 Hz bei 20,1° Celsius.
Relative Luftfeuchtigkeit: 58 %
Atmosphärischer Luftdruck: 1029 hPa auf NN,
gemessen am 11.09.2014, 13:45 Uhr.
Schallpegel
Ruhe: 28, 3 dBA, Gebläse: 37, 3 dBA.
Min:. 51 dBA,
Max,: 78, 3 dBA.
Alleinstellungsmerkmale:
Einzige original erhaltene Walcker-Orgel unter Teck.
Wegweisende Aufstellung: Orgel – Altar – Kanzel.
Medien:
Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck (Seite 209)
Andere Instrumente im Raum:
Bechstein-Flügel
Kontakt
Adresse Pfarramt:
Evangelisch-methodistische Kirche
Armbruststraße 33
73230 Kirchheim unter Teck
Tel.: 07021-2076
E-Mail: kirchheim.teck@emk.de
Homepage Pfarramt
Adresse der Kirche:
Zionskirche
Armbruststraße 23
73230 Kirchheim unter Teck
So finden Sie die Kirche: