Hausorgel von Dr. Wolfgang Dreher, Oberboihingen
Marc Garnier 1986
Technische Daten
Woran denkt ein Organist beim Üben winters in der kalten Kirche?
Er träumt von einer Hausorgel. Zwei Manuale sollte sie schon haben. Ein selbständiges Bassregister wäre auch schön. Doch dann wird das Instrument richtig raumgreifend.
Deshalb üben auch die allermeisten Organisten zu Hause auf dem Klavier – ein Leben lang. Dem musikbegeisterten und begabten Dr. Dreher genügte das nicht. Ein Cembalo gehörte, neben dem Flügel, schon immer dazu. Als es durch ein zweimanualiges in historischer Bauweise ersetzt wurde, war das für den
Hausherrn schon eine Vorstufe zur Orgel. Dabei blieb es jedoch keineswegs. Als noch weitere historische Tasteninstrumente dazukamen, drohte das Haus aus allen Nähten zu platzen. Dr. Dreher musste anbauen – einen Musikpavillon. Darin war endlich Platz auch für die erträumte Pfeifenorgel.
Nun galt es, einen Orgelbauer zu finden, dem Dr. Dreher sein Herzensprojekt anvertrauen konnte. Dazu ergab sich Gelegenheit, als für die Kirche des Organisten eine neue Orgel ausgeschrieben wurde. Die Wahl fiel auf den Franzosen Marc Garnier. Der studierte Elektroingenieur, dessen Weg zum Orgelbau geführt hatte, verstand sich auf Anhieb mit dem promovierten Baustatiker. So wurde kurzerhand ein „Fernwerk“ mitbestellt. Kaum zehn Kilometer weiter weg fand es seine Heimat in Dr. Drehers Musikpavillon.
Im selben Jahr also gebaut wie die Orgel in der Auferstehungskirche – für das Haus des Organisten, und doch so anders! Das Schmuckstück des Musikpavillons prangt mit Kirschholz und vergoldetem Rankenwerk – Rocaillemotive, Knospen und Fratzen, was man eben einem gebildeten und humorvollen Organisten ins Haus stellen kann. Der Prospekt beschränkt sich auf rechte Winkel und geradzahlige Pfeifengruppen.
8 6 6 8
Waagrecht sind die Labienverläufe, in zwei Ebenen, technischnüchtern sozusagen: Huldigung des Elektroingenieurs an den orgelspielenden Baustatiker.
Spieltisch: Angebaut, Manual I Hauptwerk, Manual II Positiv, Schiebekoppel, Pedal.
Umfang: Manuale C – d’’’, Pedal C – d’.
Notenpult: Kirschholz, mit Stirnbrett fest verbunden.
Breite/Höhe/Tiefe/Neigung: 665 mm, 335 mm, 35 mm, 20°.
Beleuchtung Notenpult: Keine.
Pedalbeleuchtung: Keine.
Beleuchtung des Orgelinneren: Keine.
Beleuchtung des Prospekts: Keine.
Motorschalter: Nachträglich im Stecker integriert.
Elektroinstallation: Nicht sichtbar.
Heizung: Keine.
Schlösser: Keine.
Firmenschild: Keines.
Orgelbank: Wildkirsche, nicht verstellbar (Designerbank).
Manual
Mechanisch, Klaviatur: einschenklig, Oktavmaß 167 mm.
Breite Untertasten (in mm) c 22 d 22,3, e 22,2, f 23,3, g 23,2,a 23,6, h 23,2.
Breiteste/schmalste Untertaste: a 23,6 mm, c 22 mm.
Tastenfall: I 8 mm, II 8 mm. Obertasten einsinken: I 4 mm, II 4 mm.
Tastendruck: I 65 – 80 g, II 60 – 110 g.
Länge Untertasten: I 110 mm, II 110 mm. Tastenköpfe: 35 mm.
Länge Obertasten: 68 mm.
Abstände Obertasten: cis-dis 16,4 mm, fis-gis 16,5mm, gis-ais 16,4 mm,
ais-cis 30 mm, dis-fis 30 mm.
Vertikaler/horizontaler Manualabstand: 58 mm /101 mm:
Koppeln: I-II (Schiebekoppel), I-P über Registerzug betätigt.
Abstrakten: Holz und Eisendraht.
Winkel: Eisendraht.
Wellenbretter: 2, Wellen: Eisendraht, gebogener Draht.
Tastenbelag Untertasten: Buchsbaum, Obertasten: Mooreiche.
Neigung der Klaviatur: I 0°, II 0°.
Pedal
Form: Parallel, eben, Obertasten in Hakenform.
Oktavmaß: 450 mm.
Tastenfall: 9 mm. Obertasten einsinken: 29 mm.
Tastendruck: 700 g – 750g.
Länge Untertasten / Obertasten: 225 mm / 85 mm.
Breite Untertasten / Obertasten: 25 mm / 25 mm:Einschub: 205 mm.
Vertikale Position: 575 mm unter Manual: Horizontale Position: c° unter a°.
Tastenbeläge Untertasten: Eiche massiv.
Obertasten: Eiche mit Intarsienstreifen aus Buchsbaum.
Gebläse: Frei stehend im Untergehäuse,
Motordaten: Made in Germany by: Aug. Laukhuff-Weikersheim, 12 86S
cbm (m.c.) 5 Min., W.S. (Press.) 80, Motor-Nr. 10981, H.P. 0,22, Volt 220/380,
Amp. 0,9/0,52, Tour. (Rotat.) 2800, Period 50, Phas. 3
2019 wurde der defekte Motor ersetzt. Orgelbau Schmutz, Donnstetten.
Bälge: Keilbalg mit aufgesetztem Stoßbalg, kein Rollventil, keine Ladenbälge.
Windkanal: Holz, Kondukten: Zinnlegierung, gelötet.
Winddruck:58,8 mm WS an Windkanal.
Tremulant: Auf die ganze Orgel wirkend, überschwebend.
Gesamtpfeifenzahl 372,
davon 51 Zungenpfeifen, keine Holzpfeifen
HAUPTWERK I | ||
---|---|---|
Gedackt | 8′ | |
Prästant | 4’ | C – g‘ Prospekt |
Waldflöte | 2’ | |
Regal | 8′ | |
II | ||
POSITIV II | ||
Quintade | 8’ | C – H zusammen mit Gedeckt 8‘ |
Flöte | 4’ | C-H gedeckt c° – e‘‘ halbgedeckt, f‘‘ – e‘‘ offen |
Quintlein | 1 ⅓’ | C – h° 1‘, c‘ – d‘‘‘ 1 ⅓‘ nicht repetierend |
PEDAL | ||
Bass | 8’ | gedackt |
Mitteltönig modifiziert
Absolute Tonhöhe: a’ 438,8 Hz bei 20° Celsius bei
74,3 % relativer Luftfeuchtigkeit und 1029 hPa atmosphärischem Luftdruck auf NN,
gemessen am 16.10.2014, 21:27 Uhr.
Schallpegel
Ruhe 28,2 dBA, Gebläse 33,2 dBA.
Min. 61,6 dBA, Max 85 dBA.
Alleinstellungsmerkmale:
Einzige zweimanualige Hausorgel unter Teck.
Medien:
Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck (Seite 283)
Kontakt
Adresse:
Dr. Wolfgang Dreher
Schulstraße 7
72644 Oberboihingen
Tel.: 07022 62166
So finden Sie die Kirche: