Kreuzkirche, Kirchheim unter Teck
Rensch 1957
Technische Daten
Beim ersten Kirchenneubau in Kirchheim nach dem zweiten Weltkrieg. war von Anfang an eine Orgel geplant. Architektin Ingeborg Langbein aus Dettingen an der Teck hatte den Platz auf der Empore vorgesehen.
Zwar waren die räumlichen Voraussetzungen für eine Orgel mit mechanischer Traktur nicht günstig. Die schmale, weit auseinandergezogene Grundfläche bedingte überlange horizontale Trakturwege. Doch der Orgelarchitekt Dr. Walter Supper fand eine für die damalige Zeit und für sein eigenes Schaffen herausragende Lösung, die den jungen Orgelbauer Richard Rensch zu einem Werk inspirierte, das seiner Zeit voraus war: Hauptwerk als Rückpositiv mit liegenden Ventilen, das Positiv als Schwellwerk, und dazwischen ein Pedal ohne Gehäuse. Mittendrin der Spieltisch.
Standort auf der nördliche Westempore. Während das Hauptwerk als Brüstungspositiv konventionell gestaltet ist, sind Pedal und Schwellwerk von einem aufragenden gestäbten Kasten umschlossen.
Dessen Grundriss nimmt zwar die parabolische Form der Kirche auf. Doch von vorne gesehen erinnert er mehr an den irritierend steifen Kirchturm, als an die Orgel selbst.
Allerdings passen die verschlissenen Naturholzteile des Spieltisches nicht mehr so recht zum lackierten Orgelkasten. Die rote Einfassung des Rückpositivs nimmt Verbindung zum Raum und den farbigen Fenstern auf, überspielt aber auch die überweiten Abstände der Prospektpfeifen.
Heute wird die Kreuzkirche von der griechisch-orthodoxen Gemeinde Kirchheim genutzt. Deren Ritus braucht keine Instrumente. Gut, dass die Orgel den Raum nicht dominiert.
Spieltisch angebaut, Manual I Rückpositiv (Hauptwerk), Manual II Schwellwerk, Pedal.
Einzige Orgelanlage unter Teck mit dem Spieltisch innerhalb des Instruments.
Umfang Manuale: C – g’’’, Pedal C – f’.
Koppeltritte.
Mechanischer Jalousieschweller.
Notenpult: Spieltischdeckel, Auflagebrett mit Klavierband befestigt.
Breite/Höhe/Tiefe/Neigung: 623 mm, 255 mm, 63 mm, 15°.
Beleuchtung Notenpult: Wandlampe.
Beleuchtung Pedal: Sofitte (außer Funktion).
Beleuchtung Manubrien: Wandlampe.
Beleuchtung im Schwellwerk.
Beleuchtung des Prospekts durch Lampen fürs Kirchenschiff.
Motorschalter: Massiver Relaisschalter mit Ein- und Aus-Knopf.
Kontrolllicht Motor: Glimmlicht.
Steckdosen: 1 x rechts zwischen Wand und Spieltisch.
Elektroinstallation: Nicht sichtbar.
Heizung: Gebasteltes Gestell zum Aufhängen eines Heizlüfters.
Schlösser: An Gehäusetüre und Spieltischdeckel, dieses außer Betrieb.
Firmenschild: Über dem 2. Manual im Stil der Registerschilder.
Orgelbank: nicht verstellbar
Manual
Mechanisch. Klaviatur: Zweischenklig, Oktavmaß 165 mm.
Breite Untertasten (in mm): c 22,7 d 22,4 e 22,8 f 22,8 g 22,6,a 23,3 h 23,5.
Tastenteilung breiteste/schmalste Untertaste: h 23,5 mm /d 22,4 mm.
Tastenfall: I 10 mm, II 10 mm, Obertasten einsinken: I 3 mm, II 3 mm.
Tastendruck: 100 – 125 g, gekoppelt 200 – 230 g, II 130 – 140 g.
Länge Untertasten: I 130 mm, II 119 mm, Tastenköpfe: 47 mm.
Länge Obertasten: Nicht gemessen.
Abstände Obertasten: Cis-dis 18 mm, fis-gis 17mm, gis-ais 16 mm,
ais-cis 31 mm, dis-fis 31 mm.
Vertikaler/horizontaler Manualabstand: 30 mm / 58 mm.
Koppeln: II/I, I/P, II/P.
Abstrakten: Holz.
Winkel: Holz.
Zwei Wellenbretter, ein Wellenrahmen. Wellen: Holz, Ärmchen: Holz.
Tastenbelag Untertasten: Elfenbein, Tastenbelag Obertasten: Ebenhols.
Neigung der Klaviatur: I 0°, II 3° nach vorne.
Pedal
Form: Parallel, konkav, Obertasten etwas geschweift, Oktavmaß: 460 mm.
Tastenfall: 10 mm, Obertasten einsinken: 3 mm.
Tastendruck: 880 g – 950 g.
Länge Untertasten: 530 mm.
Breite Untertasten: 25 mm, Einschub: 275 mm.
Horizontale Position: c° unter c’.
Mechanisch. Manubrien: gedrechselte Zapfen aus Kirschholz in zwei Blöcken links und rechts der Klaviatur.
Stangen aus Holz, Registerwellen: Eisen.
Registernamen in weißer Kunstschrift (Renate Hauptmann) auf
Nussbaumplättchen über den Zügen, einschließlich durchlaufender
Registernummern.
Koppeln als Tritte, mechanischer Schweller.
Gebläse in gedämmtem Kasten hinter Schwellwerk.
Motordaten: Aug. Laukhuff-Weikersheim, Maschine Nr. 25720,
cbm (mc) 7,5 Min., Pression 120 mm WS, Motor Nr. 5947, H.P. 0,55,
Volt 220/380, Amp. 2,6, 1,5, Tour 1400, Period 50, Phas. 3.
Schwimmerbalg mit Rollventil, Ladenbälge (HW Pedal).
Windkanal: Glattes Kunststoffrohr, Kondukten: glattes Kunststoffrohr und Flexrohr. Winddruck: 58 mm WS am Fußloch Koppelflöte 4’ C (klingend c°).
Tremulant: Schwellwerk, pneumatisch, überschwebend.
Schleifladen, Schwanzventile, Holzschleifen. Pfeifenstöcke: Fichte massiv.
Pfeifenaufstellung: chromatisch.
Gesamtpfeifenzahl 958,
davon 30 Holzfpeifen und 30 Zungenpfeifen,
2 Blindpfeifen im Prospekt.
HAUPTWERK I (Rückpositiv) | ||
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Rohrgedeckt | 8′ | |
Principal | 4′ | zum Teil Prospekt |
Hörnle I-II | 2’+ 1 3/5’ | Terz ab ais° |
Mixtur IV | 2’ | Repetition Ais, fis’, e’’ |
SCHWELLWERK II | ||
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Spitzflöte | 8′ | konisch offen |
Koppelflöte | 4′ | halbgedeckt (konische Deckel) |
Prinzipal | 2′ | neu, Lieb, ursprünglich Flötenprinzipal |
Sifflöte | 1 1/3′ | |
Scharf II-III | ½’ | neu, Lieb (ursprünglich Terzzimbel), 3-fach ab c‘, Repetiton: G c° g° g’ g’’ |
PEDAL | ||
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Subbass | 16′ | |
Gedecktbass | 8′ | |
Piffaro II | 4’+2’, 2’ | Chor: Labien mit Tesafilm zugeklebt |
Trompete | 8’ |
Stimmung
Gleichstufig temperiert (ursprünglich Kirnberger III).
Absolute Tonhöhe: a’ 443,1 Hz bei 20,5° Celsius.
Relative Luftfeuchtigkeit: 65,2 %. Atmosphärischer Luftdruck auf NN 1029 hPa,
gemessen am 10.09.2014, 10:14 Uhr.
Schallpegel
Ruhe: 28,2 dBA, Gebläse: 33,3 dBA.
Min. 54 dBA, Max. 82 dBA.
Alleinstellungsmerkmale:
Längster horizontaler Trakturweg unter Teck.
Medien:
Teckbotenarchiv im Stadtarchiv,
Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck (Seite 159)
YouTube:
Ralf Sach spielt Hans Friedrich Micheelsen (1902-1973):
Orgel-Concerto „Nun freut euch, lieben Christen gmein“
Die Orgel ist außer Gebrauch
Kontakt
Adresse der Kirche:
früher Evangelische Kreuzkirche
Heute
Griechisch-Orthodoxe Kirche
Limburgstraße 65
73230 Kirchheim unter Teck
So finden Sie die Kirche: