Martinskirche Chorpositiv
Walcker – Positiv
Opus 2873, 1947
Technische Daten
In jungen Jahren dem Krieg entkommen, Theologie studiert, und in dem kleinen Hepsisau als Gemeindepfarrer in dem großen Pfarrhaus angekommen. Dort war Platz nicht nur für ein Klavier, sondern auch für eine Hausorgel. Das war in den 1950-er Jahren. Der junge Pfarrer Herbert Nitsche erwarb ein Serieninstrument der Firma E. F. Walcker & Cie. Ob direkt im Ludwigsburger Betrieb oder von einem früheren Besitzer ist noch nicht erforscht. Jedenfalls währte das Glück im Hepsisauer Pfarrhaus nicht allzu lange. Beim Stellenwechsel 1954 nach Stuttgart musste die Orgel zurückbleiben, kein Platz im neuen Pfarrhaus. Schon damals war es aber nicht leicht, eine Hausorgel wieder loszuwerden. Der Kirchenbezirk Kirchheim unter Teck war erst nach gutem Zureden bereit, das Instrument zu erwerben. Es diente zunächst im Kirchheimer Alten Gemeindehaus als Übinstrument für Orgelschüler.
Nach dem Bau der Dreifaltigkeitskirche in Hochwang wurde die ehemalige Hausorgel als Interimsinstrument entdeckt. Dabei stellte sich heraus, dass es klanglich für große Kirchenräume konzipiert war. Kaum war in Hochwang eine stationäre Orgel eingebaut, stand schon der Pfarrer von Wendlingen vor der Tür. In der dortigen Eusebiuskirche brauchte man nach der Kirchenrenovierung dringend eine Orgel, bis die neue eingeweiht sein würde. Und so ging es weiter. Die nächste Station war auf der noch leeren Empore der Martinskirche Kirchheim. Dann der Kirchheimer Waldfriedhof, keineswegs Endstation, sondern ausgezeichneter Notbehelf in der neuen Aussegnungshalle, so überzeugend, dass dort keine E-Orgel mehr infrage kam, sondern ein Instrument mit Pfeifen. Gerade rechtzeitig mit der Einführung von Frühgottesdiensten im Chor der Martinskirche Kirchheim wurde das Orgelpositiv wieder frei und fand nun seinen endgültigen Platz an der Nordwand des Chorraumes.
Das Gehäuse ist aus hellbraun lasierter Eiche. Den etwas ramponierten gestäbten Seitenwänden sieht man die bewegte Vergangenheit an. Das kleine Instrument wird heute von einem für diese Zwecke überdimensionierten und viel zu lautem Gebläse mit Wind versorgt. Dieses Provisorium steht einige Meter entfernt. Der Windkanal aus Flexrohr ist beschönigend mit einem Tuch verhüllt, ebenso wie der Motorkasten, der als Andachtsstelle dient (mit Gästebuch und Kerzen).
Ungewöhnlich die Anordnung der silberbronzierten Prospektpfeifen: 4 14 4
Die unschönen Elektroinstallationen passen so wenig zum Instrument wie dieses in den hochgotischen Chorraum der Kirche.
Angebauter Spieltisch, Pedal angehängt
Umfang Manuale: C – f’’’, Pedal: C – d’.
Notenpult aus Eiche, mit Stirnbrett fest verbunden,
Breite/Höhe/Tiefe/Neigung: 580 mm, 3308 mm, 41 mm, 9°
Beleuchtung, Notenpult: Nachträglich seitlich angebracht.
Keine Pedalbeleuchtung.
Beleuchtung Manubrien nicht vorhanden
Motorschalter: Kippschalter (Küchendesign),
Hauptschalter im Schaltschrank der Sakristei.
Kein Kontrolllicht für Motor.
Steckdosen, nachträglich montiert: 1x rechts neben Pedal.
Elektroinstallation hässlich sichtbar.
Keine Heizung, kein Schloss.
Zwei Firmenschilder: Opusnummer und Jahreszahl.
Orgelbank Eiche. Nicht verstellbar
Manual
Mechanisch, Klaviatur zweischenklig, kein Wellenbrett, Oktavmaß 166 mm.
Breite Untertasten (in mm): c 22,4 d 22,4 e 23,2 f 21,6 g 21,6,a 22,5 h 23.
Tastenteilung breiteste/schmalste Untertaste: f g 21,6 mm /c 23,2 mm.
Tastenfall: I 8 mm, II 10 mm. Obertasten einsinken: 3 mm.
Tastendruck: 125 – 200 g.
Länge Untertasten: I 131 mm, Tastenköpfe 51 mm.
Länge Obertasten: 69 mm.
Abstände Obertasten: cis-dis 16,5 mm, fis-gis 14,5mm, gis-ais 15,5 mm,
ais-cis 31,5 mm, dis-fis 31,5 mm.
Koppeln. M/P (nicht abschaltbar).
Abstrakten: Holz.
Wellenbretter: 1, nur für Pedal. Wellen: Holz, Ärmchen: Holz.
Tastenbelag Untertasten: Kunststoff, Tastenbelag Obertasten: Ebenholz
Neigung der Klaviatur 0°
Pedal
Parallel, leicht konkav, Obertasten leicht geschweift, Oktavmaß 470 mm.
Tastenfall: 16 mm, Obertasten einsinken; 10 mm.
Tastendruck: 850 g.
Länge Untertasten / Obertasten: 490 mm / 120 – 150 mm:
Breite Untertasten / Obertasten: 22 mm / 22 mm. Einschub: 215 mm.
Vertikale Position: 67 mm unter Manual, horizontale Position: d° unter c’.
Tastenbelag: Eiche.
Alleinstellungsmerkmale:
Nachkriegsorgel, provisorisches Gebläse,
Keine Mittelpfeife in symmetrischem Pfeifenfeld
Medien:
Teckbotenarchiv
Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck (S. 143)
YouTube:
Ralf Sach spielt Conrad Paumann (1410-1473):
„Kyrie Angelicum“, „Mit ganczem Willen“ und „Wilhelmus Legrant“
Andere Instrumente im Raum: Große Orgel auf der Westempore.
Kontakt
Adresse Pfarramt:
Evangelisches Bezirkskantorat
Alleenstraße 116
73230 Kirchheim unter Teck
Tel.: 07021-937377
Evangelische Kirche Kirchheim unter Teck
Adresse der Kirche:
Widerholtplatz 6
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