Schöllkopf-Kapelle (Kapelle am alten Friedhof),
Kirchheim unter Teck
C. L. Goll & Sohn Opus 133, 1906
(Inhaber Friedrich Schäfer)
Technische Daten
Es war im Jahr 1903, als die Evangelische Kirchengemeinde eine neuerbaute Friedhofskapelle einweihen konnte. Jakob Friedrich Schöllkopf hatte das Gotteshaus gestiftet. Eine Gedenktafel von 1892 beim Eingang zur Sakristei erinnert schon an seinen Namen. Zusammen mit Friedrich Vogel hatte er eine Stiftung für die Kirchheimer Armen ins Leben gerufen.
Schöllkopf war 1899 in Buffalo gestorben. Die Kapelle wurde 1903 fertig. Eine Orgel verdankt sie einer Stiftung der Kirchheimer Familie Sigel. Den Auftrag erhielt die alteingesessene Orgelbauanstalt C.L. Goll und Sohn aus Kirchheim. Diese wurde schon seit 1897 von Friedrich Schäfer geführt, nach dem Tod des alten Goll.
Von Schäfer stammen auch Disposition und Prospekt des Instrumentes;
Orgelrevident Professor Burkhardt aus Nürtingen nahm die Orgel ab.
Von Anfang an war das Instrument störungsanfällig. Trotzdem blieb es 50 Jahre lang unangetastet.
1953 Umdisponierung im Sinne der Orgelbewegung nach Plänen von Dr. Walter Supper. Ausführung der Arbeiten durch E.F. Walcker & Cie. Detaillierte Angaben im Kapitel Pfeifenwerk.
1957 Translozierung der Register Waldflöte 2’ und Scharff 2-3 fach in die Orgel der Martinskirche.
1962 Rückführeng dieser Register in die Friedhofsorgel.
2006 Ausreinigung und Überholung der technischen Anlage durch Orgelbau Rensch ohne Veränderung der Disposition.
Standort Turmnische. Gehäuse Fichte lasiert. Prospekt 3 Felder mit 7/17/7 silberbronzierten Zinkpfeifen (Ersatz für originale Zinnpfeifen, die im 1. Weltkrieg abgeliefert werden mussten) Alle Prospektpfeifen mit aufgesetzten Rundlabien, die Pfeifen in den seitlichen Prospektfeldern haben Rollenbärte. Gotische Spitzbögen an den Seitenfeldern wirken wie Schleierbretter. Das Rasterbrett im Mittelfeld ist nicht gotisch, sondern eklektizistisch gestaltet. Hohlkehlen mit zarter Farbgestaltun in Goldbronze, Rot- und Blautönen. Authentische Ensemblewirkung.
Frei stehender Spieltisch mit Sicht in den Kirchenraum. Manual- und Pedalumfang: C – f’’’, C – d’, Im Vorsatzbrett Drücker für piano, forte, Tutti, Auslöser und Kalkant. Notenpult in Fensterkreuzform aus Nussbaum, eingeschoben in Spieltisch, 750 mm breit, 283 mm hoch, 51 mm tief, 30° geneigt.
2 Manuale, Doppelt geschwungene Klaviaturbacken schwarz lackiert.
Beleuchtung für Noten: LED Stableuchte, Keine Fußtritte, Schalter für Notenlicht, Infrarotstrahler am Notenpult, Infrarotstrahler unter der Bank und Wandleuchten seitlich des Prospektes. 2 Steckdosen für Orgellicht und Heizung. Außer herumhängender Kabel und Schalter/Steckerleiste links am Spieltische keine weitere Elektroinstallation sichtbar. Rolldeckel mit Schloss, kein Schlüssel, Kalkantenzug in Form eines Drückers, der Luft in eine kleine Pfeife pumpt. Originales Firmenschild aus Emaille. Originale, nicht verstellbare Orgelbank aus Fichte, mit Notenablage unter der Sitzfläche.
Manual
Pneumatisch, Oktavmaß 167 mm,
Breite Untertasten (in mm) c 22 d 21,7 e 22,7 f 22,8 g 22,8 a 22,6 h 22,5
Tastenteilung breiteste/schmalste Untertaste f 22,8 mm g 22,8 mm /e 21,7 mm
Tastenfall I 10 mm, II 12mm Obertasten einsinken I 3 mm, II 3 mm
Tastendruck I 110 g, II 100 g
Länge Untertasten 129 mm, Tastenkopf 46 mm, Obertasten 72 mm
Abstände Obertasten Cis-dis 17,5 mm, fis-gis 16,3 mm, gis-ais 16 mm,
dis-fis 39,6 mm, ais-cis 29,9 mm
Vertikaler/horizontale Manualabstand 70 mm / 98 mm
Koppeln Superoctav Copplung I, II-I, Suboctav Copplung II z. I, I-P, II-P
Tastenbelag Untertasten Knochen, Obertasten Ebenholz
Neigung der Klaviaturen I 1°, II 2° nach innen
Pedal
Parallelpedal weder konkav noch geschweift. Oktavmaß 490 mm, Tastenfall 20 mm
Obertaste einsinken 12mm. Tastendruck 1300 gr. Länge Unter- Obertasten 535 mm
105 mm. Tastenbreite 27 mm. Einschub 232 mm, Vertikale Position 770 mm,
Horizontale Position c° unter c’.
Pneumatisch, Manubrien Kipphebel für Register und Koppeln,
Anordnung in einer Reihe über dem 2. Manual
Registernamen in Schablonenschrift auf gewölbten Emailleschildchen
An den Kipphebeln,
1954 veränderte Register Steinschriftgravur in flache Schildchen
Vier verschiedenen Farben, I weiß, II rot, Ped grün, Koppeln grün
Spielhilfen: Forte, Tutti, Auslöser, Kalkant als Knöpfe unter Man I
Keine Nummerierung
Gebläse in gedämmtem Kasten auf der Turmbühne,
Ansaugfilter, Luft aus dem Kirchenraum,
Motordaten: Aug. Laukhuff , Orgelteile D-97990 Weikersheim Bj. 7/03, cbm (m.c.)
8 Min.W.S., (Press) 105, Motor-Nr. 27888., H.P 0,45, Volt 230/400,
Amp. 1,5/0,9, Tour. (Rotat.) 2800, Hz. 50, Phas. 3.
Magazinbalg mit Ziegelsteinen beschwert im Untergehäuse.
Windkanal pappeartiger Kunststoff (rundes Rohr)
Winddruck: 88,2 mmWS am Pfeifenloch Principal 8’ e° Prospekt.
Gesamtpfeifenzahl 524
Originale Disposition von 1906
Manual I | ||
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Principal | 8′ | Prospekt aus 75% Zinn, übrige Pfeifen aus Probzinn |
Viola da Gamba | 8′ | tiefe Oktave 75% Zinn, Fortsetzung Probzinn |
Flöte | 8′ | ganz von Holz |
Octav | 4′ | tiefe Oktave aus 75% Zinn im Prospekt, sonst Probzinn |
Manual II | ||
Salicional | 8′ | tiefe Octav von Holz, sonst Probzinn |
Lieblichgedeckt | 8′ | ganz aus Holz schöner runder, nicht zu dunkler Ton |
Dolce | 4′ | ganz aus Probzinn schöne, etwas streichende Intonation |
PEDAL | ||
Subbass | 16′ | ganz aus Holz, dunkler, voller Ton |
Cello-Bass | 8′ | durch Transmission von Gambe 8’ entnommen |
Am 27. April 1952 schreibt Orgelpfleger Dr. Walter Supper:
Die Orgel weist keinerlei Holzwurmbefall auf, doch sollte sie klanglich verbessert und auf folgende Disposition gebracht werden:
Hauptwerk: C – f’’’ | ||
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1. Gemshorn | 8′ | |
2. Prinzipal | 4′ | |
3. Hörnle | 2’+1 3/5′ | |
4. Mixtur | 3-4-fach | ab b’’ 1 ⅓’ |
Oberwerk: C – f’’’ | ||
5. Lieblich gedackt | 8′ | |
6. Rohrflöte | 8′ | |
7. Oktävlein | 1′ | |
Pedalwerk: | ||
8. Subbaß | 16′ | |
9. Choralbaß | 4′ | transm. v. I |
Die 3 normalkoppeln werden übernommen
Aufbau der Mixtur | ||
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C | 1’+ ⅔’+ ½’ | |
B | 1 ⅓’ + 1’+ ⅔’ | |
gis° | 2’+ 1 ⅓’+ 1’+ ⅔’ | |
fis° | 2 ⅔’+2’+1 ⅓’+1’ | |
ae’’ | 4’+2 ⅔’+2’+1 ⅓’ | |
d’’’ | 4’+2 ⅔’+2’+2’ |
Am 12. Februar 1953 teilt Dr. Walter Supper in einem Schreiben an das evangelische Dekanatamt (Dekan Stöffler) einen abgespeckten Umbauplan mit, der zwischen Supper und Pfarrer Nitsche (Hepsisau) telefonisch abgesprochen war.
Die Disposition von I: | ||
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Flötenprinzipal | 8′ | Aufbau des Terzianscharf 2-3 fach: |
Weidenpfeife | 8′ | C = ⅔’+ ½ |
Praestant | 4′ | A=1’+ ⅔’ |
Terzianscharf | 2-3fach | f°=1 ⅓’+1’+ ⅔’ |
d’=1 ⅓’+1’+ 4/5’ | ||
b’=1 3/5’+1 ⅓’+1’ | ||
g’’=2’+1 3/5’+1 ⅓’ | ||
dis’’’=2 ⅔’+2’+1 3/5’ |
Mensur 2 HAT enger als Oktav 4’, würzige Intonation, Fase an der Unterkante des Oberlabiums.
IM ZWEITEN MANUAL
Hier sind es nur 3 Register. Es wird am besten sein, Gedackt 8’ wiederzuverwenden, darüber eine Rohrflöte 4’ und eine Waldflöte 2’. Dieses Manual wäre zunächst als Halbwerk zu betrachten. Vielleicht kann man in späterer Zeit etwas aufgipfeln. Disposition also:
Gedackt | 8′ | Das Pedal hat nur einen Subbaß 16’; dieser bleibt. Die Gamben-Transmission wird |
Rohrflöte | 4′ | jetzt sinngemäß eine Weidenpfeifen- |
Waldflöte | 2′ | Transmission sein . Disposition also: |
Subbaß | 16′ | |
Weidenbaß | 8′ |
Ferner empfehle ich: Die Holzteile des Prospektes sollten passend zum übrigen Kirchenraum gestrichen werden. Vielleicht verschieden GRAUE Farbtöne, wobei evtl. Goldleisten stehen bleiben können. Die Prospektpfeifen mit Ölfarbe im Siegellack-ROT, Labien GOLD. Dieser geringfügige Mehrbetrag sollte im Interesse des harmonischen Gesamtbildes aufgebracht werden können. –
Mit frdl. Gruß! Ihr (gez.) W. Supper
Heutiger Zustand:
Die farbliche Veränderung des Gehäuses und der Pfeifen wurde nicht vorgenommen.
Zustand seit 1953 (Gesamtpfeifenzahl 524) MANUAL I | ||
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Prinzipal | 8′ | C-F Holz original, Fis-c° Prospekt Zink Ersatzpfeifen silberbronziert, ab cis’ original. |
Weidenpfeife | 8′ | frühere Gambe 8’ originale Pfeifen |
Oktav | 4′ | C-H im Prospekt Zink Ersatzpfeifen silberbronziert ab c° original |
Scharff | 2-fach | 1953 C-e° 2-fach, Repetition A, f°, g’’, dis’’’. |
MANUAL II | ||
Gedeckt | 8′ | original |
Rohrflöte | 4′ | 1953, ab gis’’ offen |
Waldflöte | 2′ | 1953 |
PEDAL | ||
Subbaß | 16′ | original |
Cello-Baß | 8′ | originale Transmission, originale Pfeifen, originales Registerschild |
Superoctav-Copplung I
Suboctav-Copplung II/I
II-I
I-P
II-P
Gleichstufig temperiert
Absolute Tonhöhe: a’ 437,4 Hz bei 17,7° Celsius
Relative Luftfeuchtigkeit 66,2 % atmosphärischer Luftdruck 1024 hPa
gemessen am 15.10.2014, 18:30 Uhr
Schallpegel
Ruhe 30 dBX Gebläse 30,1 dBX
Min. 49,5 dBX Max 82 dBX
Alleinstellungsmerkmale:
Letztes original erhaltenes zweitgotisches Orgelgehäuse,
eklektizistisch gestalteter Mittelteil.
Medien:
Teckbotenarchiv
Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck (S. 113)
YouTube:
Ralf Sach spielt Otto Scherzer (1821-1886):
„Liebster Jesu, wir sind hier“
Keine andere Instrumente im Raum
Kontakt
Adresse Pfarramt:
Evangelisches Bezirkskantorat
Alleenstraße 116
73230 Kirchheim unter Teck
Tel.: 07021-937377
Evangelische Kirche Kirchheim unter Teck
Adresse der Kirche:
Schöllkopfkapelle im Alten Friedhof
Friedhofweg 23
73230 Kirchheim unter Teck
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