Stephanuskirche Holzmaden
Link 1980 – Reichel 1993 – Schmutz 2009
Technische Daten
„Eine Orgel bestand seit 1756, mit der man auch viel Not hatte, bis 1898 die jetzige (von Goll und Sohn, Kirchheim) um 2200 RM angeschafft wurde. Die im Krieg abgeforderten Orgelpfeifen wurden unter Pfarrer Hermann (1) wieder eingesetzt.“ (2)
Ein Ölbild, in der Sakristei hängend, zeigt dieses Instrument noch ohne Prospektpfeifen. 1953 wurde die Orgel unter Beratung von Orgelpfleger Dr. Walter Supper und Pfarrer Nitsche von Fa. Link Giengen/Brenz umgebaut. Das alte Gehäuse musste einem Freipfeifenprospekt weichen. Der pneumatische Spieltisch wanderte, um 90 Grad gedreht, auf die Nordseite.
(1) 1924 bis 1931 Pfarrer in Holzmaden
(2) „Die Chronik von Holzmaden, gesammelt und aufgeschrieben von Pfarrer Max Müller1898-1924 als Pfarrer in Holzmaden tätig“. Pfarrarchiv Holzmaden.
1970 wurde die zu klein gewordene Kirche abgerissen. Die Orgel jedoch wurde im Neubau wiederverwendet. Sie kam in die Ecke neben dem Eingang. Wie in der Thomaskirche Kirchheim litt das alte Instrument unter der Trockenheit wegen der Fußbodenheizung. Zehn Jahre hielt es gerade noch durch.
Dann erstellte Orgelbau Link nach Plänen von Dr. Walter Supper einen extravaganten Orgelturm an derselben Stelle. Wie Zinnen bekrönen neunzehn große Holzpfeifen die Orgelskulptur mit schlanker Wucht.
Dreizehn Jahre sollte es dauern, bis das Instrument endlich fertig war. Christian Reichelt aus dem benachbarten Hochdorf führte die Arbeiten nach dem ursprünglichen Plan aus. Dass die Holzmadener Orgel kein Torso blieb, ist auch der damaligen Chorleiterin Elisabeth Dilger zu verdanken.
Im Jahr 2009 war eine Ausreinigung fällig. Bezirkskantor Samuel Kummer, schon auf dem Sprung nach Dresden zur Frauenkirche, schätzte den künstlerischen Wert des Instrumentes als „entsetzlich belanglos“ ein. Nach einer Generation bereits hatte man sich sattgehört an den dünn scharfen Klängen der Nachkriegszeit.
Ralf Sach, der neue Bezirkskantor und Pfarrer Andreas Taut konnten den Kirchengemeinderat davon überzeugen, dass auch mit bezahlbarem Aufwand die Orgel auf den neuesten Stand gebracht werden könne. Dank des jungen Orgelbaumeisters Andreas Schmutz ist aus der Belanglosigkeit ein Vorzeigeinstrument geworden.
Standort an der Südwand, zwischen Fenster und Eingangstüre. Untergehäuse mit Windanlage und Spielschrank, Brustschwellwerk sowie Hauptwerk mit Pedal, sind aufeinandergestapelt. Große Holzpfeifen hängen in unregelmäßiger Anordnung vor dem Obergehäuse. So geschickt der Winkel mit dem Instrument ausgenützt ist, so sehr machen Mesnerplatz mit Schaltschrank der Orgel den Platz streitig. Wobei das Orgelgehäuse seinerseits die künstlerische Wirkung des Fensterbandes stört.
Der Klang jedoch kann sich ungestört entfalten.
Spielschrank, Manual I Hauptwerk, Manual II Brustschwellwerk, Pedal.
Umfang Manuale: C – g’’’, Pedal C – f’
Spielhilfen: Fußtritte für Koppeln und Tremulant.
Schweller: Mechanischer Jalousieschweller.
Notenpult: Eiche, mit Stirnbrett fest verbunden.
Breite/Höhe/Tiefe/Neigung: 853 mm, 367 mm, 66 mm, 19°.
Beleuchtung Notenpult: Leuchtstoffröhre blendfrei im Gehäuse eingelassen.
Beleuchtung Pedal: Seitlich angebrachte Energiesparlampe.
Beleuchtung, Manubrien: Wie Notenpult.
Beleuchtung des Orgelinneren: Leuchtstoffröhren.
Beleuchtung des Prospekts: keine.
Motorschalter: Motor ein, Motor aus, Tasten im Gehäuse eingelassen.
Kontrolllicht Motor: Pedalbeleuchtung.
Steckdosen: 1 x links im Untergehäuse.
Elektroinstallation nicht sichtbar
Heizung: Tastenheizung.
Schlösser: An Spielschranktür und Gehäusetüren:
Schlüssel: vorhanden.
Firmenschild: Drei Firmenschilder am linken unteren Rand des Spielschranks.
Orgelbank: Eiche, verstellbar, mit Kurbel links.
Manual
Mechanisch, Klaviatur zweischenklig, Oktavmaß 165 mm.
Breite Untertasten: (in mm) c 22 d 22,3 e 21,9 f 22,2 g 22, a 22,3 h 22,2
Tastenteilung, breiteste/schmalste Untertaste: d, a 22,3 mm /e 21,9 mm,
Tastenfall: I 10 mm, II 10 mm, Obertasten einsinken: I 2 mm, II 2 mm.
Tastendruck: 125 – 175 g, gekoppelt 175 – 225, II 100 – 125, g.
Länge Untertasten: I 130 mm, II 131 mm, Tastenköpfe 45 mm,
Länge Obertasten: 70 mm
Abstände Obertasten: Cis-dis 16,4 mm, fis-gis 15,8 mm, gis-ais 16,4 mm,
ais-cis 30 mm, dis-fis 30,8 mm
Vertikaler/horizontaler Manualabstand: 69 mm / 30 mm.
Koppeln: II-I, I-P, II-P im Spielschrank.
Abstrakten: Senkrecht Draht, waagrecht Holz.
Winkel: Holz.
Wellenbretter: 2, Wellen Alu, Ärmchen Alu:
Tastenbelag Untertasten: Kunststoff, Tastenbelag Obertasten: Ebenholz
Neigung der Klaviatur: I 1,5° nach vorne, II 2° nach vorne.
Pedal
Form: Parallel, konkav, Obertasten geschweift, Oktavmaß 460 mm.
Tastenfall: 30 mm, Obertasten einsinken: 15 mm.
Tastendruck 500g – 800g mit Koppel I/P 650 g – 950 g,
mit beiden Pedalkoppeln 900g -1200g.
Länge Untertasten: 705 mm – 725 mm, Länge Obertasten: 130 mm – 197 mm.
Breite Untertasten / Obertasten 22 mm / 22 mm
Einschub: 28,5 mm Vertikale Position: 750 mm unter Manual,
horizontale Position: c° unter gis°
Tastenbeläge: Eiche massiv.
Mechanisch, Manubrien zum seitlich einkrallen
in drei senkrechten Reihen (Ped BW HW) links der Klaviatur.
Stangen aus Holz, Eisenwellen, angeschweißte Ärmchen.
Registernamen mit Nummerierung in weißer Steinschrift in Manubrien eingraviert.
Koppeln als Tritte, mechanischer Schweller.
Gebläse in gedämmtem Kasten im Untergehäuse, Ansaugfilter
Motordaten: Aug. Laukhuff-Weikersheim, 5 99 cbm (mc)
8 Min., WS (Press.) 105, Motor Nr.88502, H.P. 0,65, Volt 220/380, Amp. 1,5/0,9, Tour. (Rotat.) 2800, Period 50, Phas. 3
kein Schwimmerbalg kein Rollventil, Ladenbälge,
Windkanal glattes Kunsstoffrohr, geklebt, Kondukten glattes Kunststoffrohr und Flexrohr.
Winddruck 114,5 mm WS Windkanal
66,4 mm WS am Brustschwellwerk, Fußloch Hautbois 8’ g’’’
89,4 mm WS an Hauptwerkslade
Tremulant für Brustschwellwerk, pneumatisch und überschwebend.
Ladensystem: Schleiflade, HW und Pedal durchschobene Lade, Schwanzventile, Pfeifenaufstellung: HW und Pedal diatonisch, nach außen ansteigend,
Brustschwellwerk (II) diatonisch nach innen ansteigend.
Gesamtpfeifenzahl 870, davon 154 Holzpfeifen und 56 Zungenpfeifen
HAUPTWERK I | ||
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Holzprinzipal | 8′ | 1990 Link, C-A Prospekt |
Holzflöte | 8′ | 2009 Schmutz, anstelle von Nachthorn 2‘ |
Harfpfeife | 8′ | 1993 Reichelt, C-H Holz früheres „Dolce“ aus der Orgel von Friedrich Ebert 1846 Bad Liebenzell |
Prinzipal | 4′ | 1990 Link |
Spitzviola | 4′ | 1993 Reichelt, konisch |
Octave | 2′ | 2009 Schmutz, Vorabzug aus Mixtur |
Mixtur III | 2′ | 1990 Link |
SCHWELLWERK II | ||
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Gedeckt | 8′ | 1990 Link |
Rohrflöte | 4′ | 1990 Link, gis’’-g’’’ konisch offen |
Fugara | 4′ | 2009 Schmutz, anstelle von Zimbel 3 f. 1‘ |
Quinte | 2 2/3′ | 2009 Schmutz, anstelle von Quinte 1 1/3‘ (Reichelt) |
Feldflöte | 2′ | 1993 Reichelt konisch |
Terzflöte | 1 3/5‘ | 1993 Reichelt |
Hautbois | 8‘ | 1993 Reichelt, Becher halbe Länge |
PEDAL | ||
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Subbass | 16′ | C-gis° Prospekt |
Holzoktave | 8′ | aus HW Holzprinzipal 8‘ |
Holzflöte | 8′ | aus HW Holzflöte 8‘ |
Harfenbass | 8′ | aus HW Harfpfeife 8‘ |
Choralbass | 4′ | aus HW Prinzipal 4’ |
Violabass | 4′ | aus HW Spitzviola 4’ |
Fagottbass | 8′ | 1993 Reichelt, Becher ganze Länge |
Stimmung
Modifiziert temperiert, Janke III. (1990 – 2009 gleichstufig)
Absolute Tonhöhe: a’ 439,8 Hz bei 16,6° Celsius,
relative Luftfeuchtigkeit 62,3 %, atmosphärischer Luftdruck 1039 hPa auf NN,
gemessen am 31.10.2014, 17:17 Uhr.
Schallpegel
Ruhe 28,4 dBA, Gebläse 35,3 dBA.
Min. 56,1 dBA, Max 82,5 dBA.
Alleinstellungsmerkmale:
Turmprospekt, äußerst gelungene vorsichtige Umdisponierung und Neuintonation.
Beteiligung aller Musikgruppen des Ortes bei der Spendeneinwerbung.
Medien:
Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck (Seite 195)
YouTube:
Ralf Sach spielt
Themes from JURASSIC PARK (John Williams)
Andere Instrumente im Raum:
Sauter-Klavier
Kontakt
Adresse:
Pfarramt und Gemeindebüro
Schulstraße 1
73271 Holzmaden
Tel.: 07023-3924
Mail: andreas@taut.de
Homepage Pfarramt
Adresse der Kirche:
Stephanuskirche
Schulstraße 6
73271 Holzmaden
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