Aussegnungshalle Jesingen
Wolfram Stützle 1994
Technische Daten
Die Ausgangslage: Der Friedhof in Jesingen bekommt eine Aussegnungshalle. Kaum finden dort Trauerfeiern statt, fehlt ein Instrument. Eine hilfsbereite Familie stellt auf die Schnelle eine kleine E-Orgel zur Verfügung. Das reicht fürs Erste. Doch bevor das Provisorium zur Dauerlösung wird, regen sich die Fachleute – allen voran die Organistin, eine Klavierbaumeisterin. Sie appelliert an das künstlerische Gewissen. Dekanatskirchenmusiker Thomas Specker und Bezirkskantorat Kummer werden eingeschaltet. Ein erfahrener Mäzen aus dem Ort steht hinter dem Projekt und eine begabte Kirchenpflegerin bringt sich begeistert ein. So sind alle Weichen gestellt für eine Spitzenorgel.
Diese würde ja in einem höchst anspruchsvollen Umfeld stehen: In der Aussegnungshalle Ötlingen ist gerade eine maßgeschneiderte Göckel-Orgel eingeweiht worden, in Schlierbach steht eine aufsehenerregende Orgel im italienischen Stil. Und eine der besten Friedhofsorgeln weit und breit hat ein kunstsinniger Mäzen für Oberlenningen gestiftet. Sollte das Jesinger Instrument in dieser Nachbarschaft bestehen können, musste eine völlig neue, bahnbrechende Konzeption gefunden werden und ein adäquater Orgelbauer.
Standort:
Stirnwand vorne links. Gehäuse Nussbaum massiv geölt, 3 Prospektfelder zu 5/13/5 Pfeifenstöcke und Labien steil zur Mitte zulaufend. Festlich würdige Eleganz. Mit ihren drei Glaswänden ist die Aussegnungshalle Jesingen durchsichtig wie kaum eine andere. Einzig an der Stirnwand findet der Blick Halt. Dort steht auf der linken Seite mit hochragenden Zinnpfeifen die Orgel. Im Zentrum dagegen stellt ein filigranes Kunstobjekt von Gerhard seine Fragen. Christen werden dort ein stilisiertes Kreuz erkennen. Andere mögen an der irritierenden Durchsichtigkeit ihre Gedanken festmachen.
Obwohl Kunstwerk und Orgel als zusammengehörig wahrgenommen werden, kann man schlecht von einem Ensemble sprechen, sondern eher von Nachbarschaft.
Beide Objekte sind so autonom, dass sie trotz wechselnder Trauerdekorationen, mit Urne oder Sarg, kaum an Wirkung einbüßen.
Wo die Orgel in der Aussegnungshalle Schlierbach, eine Preziose in ihrer streng schönen Form, an der Rückwand steht, für die Gemeinde kaum wahrnehmbar – gelangte in Jesingen das Instrument also an eine prominente Stelle im Blickfeld der Gemeinde. Der Labienverlauf im Prospekt verstärkt nachdrücklich die Senkrechte und wird erst durch die sanft geschwungene Pfeifenmündungslinie beruhigt. Über diese erhebt sich, noch weiter beschwichtigend, der Baldachin. An der Rückwand der Orgel stehen offene Acht-Fuß-Pfeifen, in denen sich die zwölf tiefsten Töne vereinen. Gedeckte Register sucht man vergebens hier; das ist einzigartig unter Teck! Das Innere der Orgel ist noch besser gesichert als in Schlierbach. Ohne ausgeprägte mechanische Fantasie kommt niemand hinein. Eigene Register hat das Pedal keine, aber zwei Pedalkoppeln garantieren jederzeit die richtige Laustärke. Die Schwebung (Piffaro) ist, ähnlich wie in Sankt Franziskus Weilheim, bewusst nicht oktavenrein gestimmt – zugunsten der gleichbleibend langsamen Schwebgeschwindigkeit. Diese verleiht der Orgel in allen Registerkombinationen märchenhafte Fülle.
Vorderspielig angebaute Klaviaturen mit Schiebekoppel, I/II. 2 Fußtritte für Pedalkoppeln, Kennzeichnung über dem Obermanual. Notenpult fest montiert,
580 mm breit, 235 mm hoch, 58 mm tief, 13° geneigt. Notenbeleuchtung und Prospektbeleuchtung durch Deckenstrahler, Kein Pedallicht. Motorschalter als rechtsdrehender Schlüssel unter den Manubrien. Sonst weder Schalter, Steckdosen noch Elektroinstallation vorhanden, außer der Stromversorgung des Gebläses.
Kein Firmenschild.
Verstellbare Orgelbank, Kurbel links.
Manual
Mechanisch, Klaviatur einschenklig, Oktavmaß 165 mm.
Breite Untertasten (in mm) c 22, d 21, e 21, f 22,5, g 23, a 22 h, 22,5.
Breiteste/schmalste Untertaste g 23 mm / c, a 22 mm.
Tastenfall I 7 mm, II 7 mm. Obertasten einsinken I 6 mm, II 5 mm.
Tastendruck I 125 g, II 175 g
Länge Untertasten I 115 mm, II 118 mm, Tastenköpfe 41 mm,
Länge Obertasten I 70 mm, II 70 mm.
Abstände Obertasten cis-dis 19 mm, fis-gis 20 mm, gis-ais 19 mm,
ais-cis 32 mm, dis-fis 31 mm.
Vertikaler/horizontaler Manualabstand 42 mm / 98 mm.
Schiebekoppel II/I, Pedalkoppeln I-P, II-P, Fußtritte.
Abstrakten: Holz,
Winkel: Holz.
4 Wellenbretter, Wellen und Ärmchen: Eisendraht.
Tastenbelag Untertasten: Ebenholz, Obertasten: Elfenbein.
Neigung der Klaviatur: I 1° nach vorne, II 1° nach vorne.
Pedal
Parallelpedal, eben, Oktavmaß 470 mm.
Tastenfall 18 mm. Obertaste einsinken 15 mm
Tastendruck 1400 – 1800 g. Länge Ober- Untertasten 530 mm 120 mm.
Tastenbreite 23 mm. Einschub: 250 mm.
Vertikale Position 755 mm, horizontale Position: c° unter c’.
Tastenbelag: Untertasten Ebenholz, Obertasten Knochen.
Stimmung
Absolute Tonhöhe: 446 Hz bei 21,3° Celsius, 51,9 relativer Luftfeuchtigkeit,
1048,8 hPa Luftdruck. Temperierung nach Valotti.
Lautstärken
Ruhepegel: 31,5 dBA Gebläse 36,5 Geringste Lautstärke 69 Größte Lautstärke 81,5
alles gemessen aus 5 m Entfernung
Relative Luftfeuchtigkeit 51,9 % atmosphärischer Luftdruck 1048,8 hPa
gemessen am 29.11.2014, 22:04 Uhr
Schallpegel
Ruhe: 28,5 dBA, Gebläse: 31,7 dBA,
Min: 50 dBA, Max: 83,5 dBA.
Keine anderen Instrumente im Raum
Kontakt
Adresse Pfarramt:
Stadtverwaltung Kirchheim unter Teck
Verwaltungsstelle Jesingen
Kirchstraße 1
73230 Kirchheim unter Teck
Stadtteil: Jesingen
Tel.: 07021 509940
Homepage
Adresse der Aussegnungshalle:
Friedhof Jesingen
Mühlstraße 5
73230 Kirchheim unter Teck
So finden Sie die Kirche: