Aussegnungshalle Jesingen

Wolfram Stützle 1994

Technische Daten

Aussegnungshalle Jesingen
Die Ausgangslage: Der Friedhof in Jesingen bekommt eine Aussegnungshalle. Kaum finden dort Trauerfeiern statt, fehlt ein Instrument. Eine hilfsbereite Familie stellt auf die Schnelle eine kleine E-Orgel zur Verfügung. Das reicht fürs Erste. Doch bevor das Provisorium zur Dauerlösung wird, regen sich die Fachleute –  allen voran die Organistin, eine Klavierbaumeisterin. Sie appelliert an das künstlerische Gewissen. Dekanatskirchenmusiker Thomas Specker und Bezirkskantorat Kummer werden eingeschaltet. Ein erfahrener Mäzen aus dem Ort steht hinter dem Projekt und eine begabte Kirchenpflegerin bringt sich begeistert ein. So sind alle Weichen gestellt für eine Spitzenorgel.
Diese würde ja in einem höchst anspruchsvollen Umfeld stehen: In der Aussegnungshalle Ötlingen ist gerade eine maßgeschneiderte Göckel-Orgel eingeweiht worden, in Schlierbach steht eine aufsehenerregende Orgel im italienischen Stil. Und eine der besten Friedhofsorgeln weit und breit hat ein kunstsinniger Mäzen für Oberlenningen gestiftet. Sollte das Jesinger Instrument in dieser Nachbarschaft bestehen können, musste eine völlig neue, bahnbrechende Konzeption gefunden werden und ein adäquater Orgelbauer.

Aussegnungshalle Jesingen
Zweimanualige Kleinorgel im süddeutschen Stil mit angehängtem Pedal von Wolfram Stützle 2007. Disposition: Wolfram Stützle, Thomas Specker, Samuel Kummer Prospektentwurf:  Wolfgang Stützle

Aussegnungshalle Jesingen
Standort
:
Stirnwand vorne links. Gehäuse Nussbaum massiv geölt, 3 Prospektfelder zu 5/13/5  Pfeifenstöcke und Labien  steil zur Mitte zulaufend. Festlich würdige Eleganz.
Mit ihren drei Glaswänden ist die Aussegnungshalle Jesingen durchsichtig wie kaum eine andere. Einzig an der Stirnwand findet der Blick Halt. Dort steht auf der linken Seite mit hochragenden Zinnpfeifen die Orgel. Im Zentrum dagegen stellt ein filigranes Kunstobjekt von Gerhard seine Fragen. Christen werden dort ein stilisiertes Kreuz erkennen. Andere mögen an der irritierenden Durchsichtigkeit ihre Gedanken festmachen.
Aussegnungshalle Jesingen
Obwohl Kunstwerk und Orgel als zusammengehörig wahrgenommen werden, kann man schlecht von einem Ensemble sprechen, sondern eher von Nachbarschaft.
Beide Objekte sind so autonom, dass sie trotz wechselnder Trauerdekorationen, mit Urne oder Sarg, kaum an Wirkung einbüßen.
Wo die Orgel in der Aussegnungshalle Schlierbach, eine Preziose in ihrer streng schönen Form, an der Rückwand steht, für die Gemeinde kaum wahrnehmbar – gelangte in Jesingen das Instrument also an eine prominente Stelle im Blickfeld der Gemeinde. Der Labienverlauf im Prospekt verstärkt nachdrücklich die Senkrechte und wird erst durch die sanft geschwungene Pfeifenmündungslinie beruhigt. Über diese erhebt sich, noch weiter beschwichtigend, der Baldachin. An der Rückwand der Orgel stehen offene Acht-Fuß-Pfeifen, in denen sich die zwölf tiefsten Töne vereinen. Gedeckte Register sucht man vergebens hier; das ist einzigartig unter Teck! Das Innere der Orgel ist noch besser gesichert als in Schlierbach. Ohne ausgeprägte mechanische Fantasie kommt niemand hinein. Eigene Register hat das Pedal keine, aber zwei Pedalkoppeln garantieren jederzeit die richtige Laustärke. Die Schwebung (Piffaro) ist, ähnlich wie in Sankt Franziskus Weilheim, bewusst nicht oktavenrein gestimmt – zugunsten der gleichbleibend langsamen Schwebgeschwindigkeit. Diese verleiht der Orgel in allen Registerkombinationen märchenhafte Fülle.
Aussegnungshalle Jesingen

Aussegnungshalle Jesingen
Vorderspielig angebaute Klaviaturen mit Schiebekoppel, I/II.  2 Fußtritte für Pedalkoppeln, Kennzeichnung über dem Obermanual. Notenpult fest montiert,  
580 mm breit, 235 mm hoch, 58 mm tief, 13° geneigt. Notenbeleuchtung und Prospektbeleuchtung durch Deckenstrahler, Kein Pedallicht. Motorschalter als rechtsdrehender Schlüssel unter den Manubrien. Sonst weder Schalter, Steckdosen noch Elektroinstallation vorhanden, außer der Stromversorgung des Gebläses.
Kein Firmenschild. 
Verstellbare Orgelbank, Kurbel links.

Aussegnungshalle Jesingen
Manual
Mechanisch, Klaviatur einschenklig, Oktavmaß 165 mm.
Breite Untertasten (in mm)  c 22, d 21, e 21, f 22,5, g 23, a 22 h, 22,5.
Breiteste/schmalste Untertaste g 23 mm / c, a 22 mm.
Tastenfall I 7 mm, II 7 mm. Obertasten einsinken I 6 mm, II 5 mm.
Tastendruck I 125 g, II 175 g
Länge Untertasten I 115 mm,  II 118 mm, Tastenköpfe   41 mm,
Länge Obertasten I 70 mm, II 70 mm.
Abstände Obertasten cis-dis 19 mm, fis-gis  20 mm, gis-ais 19 mm,
ais-cis 32 mm, dis-fis 31 mm.
Vertikaler/horizontaler Manualabstand 42 mm / 98 mm.
Schiebekoppel II/I, Pedalkoppeln I-P, II-P, Fußtritte.
Abstrakten: Holz,
Winkel: Holz.
4 Wellenbretter, Wellen und Ärmchen: Eisendraht.
Tastenbelag Untertasten: Ebenholz, Obertasten: Elfenbein.
Neigung der Klaviatur: I 1° nach vorne, II 1° nach vorne.

Aussegnungshalle Jesingen
Pedal
Parallelpedal, eben,   Oktavmaß  470 mm.
Tastenfall 18 mm.  Obertaste einsinken 15 mm
Tastendruck 1400 – 1800 g. Länge Ober- Untertasten 530 mm 120 mm.
Tastenbreite 23 mm. Einschub: 250 mm.
Vertikale Position 755 mm, horizontale Position: c° unter c’.
Tastenbelag: Untertasten Ebenholz, Obertasten Knochen.

Aussegnungshalle Jesingen
Mechanisch. Manubrien: runde Ebenholzknöpfe
in zwei senkrechten Reihen links der Klaviatur.
Registerstangen aus Holz, Eisenwellen.
Registernamen in Schablonenschrift auf Pergamentpapier über den Zügen,
Keine Registernummern.
Aussegnungshalle Jesingen

Aussegnungshalle Jesingen
Gebläse: Frei stehend im Untergehäuse, ohne Dämmung.
Motordaten nicht einsehbar.
Faltenbalg mit Rollventil. Windkanal: Holz, Kondukten: Metall, gelötet.
Winddruck: 59 mm WS, gemessen am Pfeifenloch von Principal 8’ c° (Prospekt).

Aussegnungshalle Jesingen
Schleifladen, Holzschleifen ohne Dichtung, Schwanzventile.
Pfeifenaufstellung:  I diatonisch, II chromatisch.

Aussegnungshalle Jesingen
Gesamtpfeifenzahl 305, davon 70 aus Holz, keine gedeckten Pfeifen!

HAUPTWERK I
Aussegnungshalle Jesingen

Principal8′C-e° Holz f°-ais‘ Prospekt
Piffaro8′ab cis‘, überschwebend, gleichbleibend langsam
Octav4′ 
Quinte2 2/3′ab g°
Superoctav2′ 

BEGLEITWERK II
Aussegnungshalle Jesingen

Principal dolce8′C-e° aus Principal
Flöte8′Holz, C-e° aus Principal

Stimmung 
Absolute Tonhöhe: 446 Hz bei 21,3° Celsius, 51,9 relativer Luftfeuchtigkeit,
1048,8 hPa Luftdruck. Temperierung nach Valotti.

Lautstärken
Ruhepegel: 31,5 dBA Gebläse 36,5 Geringste Lautstärke 69  Größte Lautstärke 81,5
alles gemessen aus 5 m Entfernung
Relative Luftfeuchtigkeit 51,9 %  atmosphärischer Luftdruck 1048,8 hPa
gemessen am 29.11.2014, 22:04 Uhr

Schallpegel
Ruhe: 28,5 dBA, Gebläse: 31,7 dBA, 
Min: 50 dBA, Max: 83,5 dBA.

Alleinstellungsmerkmale:
Aussegnungshalle Jesingen
Ausschließlich offene Pfeifen. Im zweiten Manual nur zwei Acht-Fuß-Register.

Medien:
Teckbotenarchiv im Stadtarchiv

Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Band 36:
Ernst Leuze und Wolfgang Znaimer
Orgeln unter Teck: (Seite 303)

Keine anderen Instrumente im Raum

Kontakt

Adresse Pfarramt:
Stadtverwaltung Kirchheim unter Teck
Verwaltungsstelle Jesingen
Kirchstraße 1
73230 Kirchheim unter Teck
Stadtteil: Jesingen
Tel.: 07021 509940
Homepage

Adresse der Aussegnungshalle:
Friedhof Jesingen
Mühlstraße 5
73230 Kirchheim unter Teck

 

So finden Sie die Kirche:

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