St. Peter und Paul, Ötlingen
Reiser 1979
Technische Daten
Das Bauwerk macht nicht den Eindruck, als sei von Anfang an eine Orgel vorgesehen gewesen, denn das Instrument steht nicht im sakralen Bereich, wo es eigentlich hingehört. In vergleichbaren Gemeindezentren, die auch multifunktional angelegt sind, Auferstehungskirche, Thomaskirche, Zionskirche Kirchheim steht die Orgel im Altarbereich.
Wohingegen St. Peter, Owen die Orgel der Westwand zuweist und damit dem ganzen Raum eine sakrale Aura verleiht. Ähnlich in St. Nikolaus von der Flüe, Dettingen. Dort ist die Orgel dominierender Teil eines Chorpodiums und beherrscht unübersehbar den ganzen Raum.
An der Spendenfreudigkeit der Ötlinger Katholiken kann es nicht gelegen haben, dass es in Peter und Paul zu so einer halbherzigen Lösung gekommen ist, denn die Orgel war schon von Anfang an dabei; ein Pluspunkt für die Ötlinger Katholiken. Und das, obwohl sie noch fast 10 Jahre auf einen hauptamtlichen Kirchenmusiker warten mussten. Dessen Sachverstand hätte zu einer gescheiteren Orgellösung führen können.
Wer sich dem Gemeindezentrum Peter und Paul, Ötlingen, nähert, kann ins Grübeln kommen. Eine solche architektonische Kostbarkeit in dieser banalen Umgebung?
Das Gebäude bildet, zusammen mit der er evangelischen Johanneskirche aus dem 18. Jahrhundert und dem historischen Rathaus, eine Insel der Harmonie, die den Ort zusammenhält und beseelt.
Entsprechend hoch sind die Erwartungen beim Betreten des Bauwerks. Der Raum kann halten, was er von außen verspricht. Die eindrucksvolle Gestaltung des Altarbezirks (Wolfgang Znaimer) beherrschte mühelos die ganze Fläche bis zur letzten Stuhlreihe.
Doch wenn die Faltwand zwischen sakralem und profanem Raum geschlossen wird, erinnert nur noch die Orgel an den kirchlichen Kontext. Hineingezwängt in die Nische neben der Eingangstür ist sie im wahrsten Sinne des Wortes beseitigt. Nur mit Mühe lassen sich Bezüge zur Architektur erkennen:
Die schlanken, zur Decke strebenden Prospektpfeifen als Gegenbewegung zum waagrecht gesättigten Raum, die schnörkellose, rechteckige Umrisslinie des Gehäuses als Antwort auf die Rechtwinkligkeit des Baues, die geraden Verläufe der Labiene in Übereinstimmung dazu. Selbst die steifen Ornamente der Schleierbretter fügen sich willig ein. Doch zwingend ist das alles nicht. Eher beschämend in seiner Anspruchslosigkeit. Diese Orgel könnte frei stehend in einem einfachen Raum durchaus als gefälliges Musikinstrument ihren Charme entfalten – so wie man es zum Beispiel in der Zionskirche erleben kann. Doch in der hochrangigen Umgebung von St. Peter und Paul muss die Kiste zum Aschenputtel verkommen.
Retten hier kann sie nur noch der Klang. So wird diese Orgel, wie keine zweite unter Teck, zum Sinnbild des christlichen Heilsgedankens: Erlösung geschieht, wo es am wenigsten zu erwarten ist.
Von ihrem Verlegenheitsloch aus, den Schaltkasten nur mit knapper Not zugänglich haltend, beschallt das Instrument die Gemeinde von der Seite her. Im Prospekt stehen die größten Pfeifen von Oktave 4 Fuß. Allerdings stehen im rechten Feld nur Attrappen (Blindpfeifen). Woher sollten so viele klingende Pfeifen der passenden Länge auch herkommen?
Das Schema: 5 11 5
Wie bei manch anderen neueren Orgeln unter Teck befinden sich die Schleiergitter hinter den Pfeifen. Subbass 16 Fuß, oder wenigstens ein offenes Acht-Fuß-Register im Pedal, wie in der Aussegnungshalle Jesingen, stünde der Orgel zwar gut an. Aber in dieser Nische? Nicht die geringste Chance – kein Platz! Dabei hätte der elektrische Schaltkasten nicht an der jetzigen Stelle sein müssen. An solchen Banalitäten kann die sachgerechte Ausstattung einer Orgel scheitern. Grotesk! Es ist ein Wunder, dass sie trotz des schmächtigen klanglichen Fundaments doch so gut klingt. Was bei der Planung versäumt wurde, der Orgelbauer hat es ausgebügelt.
Ins richtige Licht gesetzt jedoch sind weder Notenpult noch Prospekt.
Es wäre keine Sünde, anstelle der peinlichen provisorischen Klemmleuchte ästhetisch verantwortbare Strahler zu montieren.
Klaviatur angebaut, angehängtes Pedal.
Umfang Manual: C – g’’’, Pedal: C – f’.
Notenpult: Der aufgeklappte Deckel.
Breite/Höhe/Tiefe/Neigung: 750 mm, 200 mm, 50 mm, 22°.
Beleuchtung Notenpult: Klemmleuchte am Gehäuse.
Beleuchtung Pedal: Keine.
Beleuchtung Manubrien: Keine.
Beleuchtung des Orgelinneren: Keine.
Beleuchtung des Prospekts: Keine.
Steckdosen: Keine am Instrument.
Elektroinstallation: Liedanzeiger mit stümperhafter Kabelzuführung.
Heizung: Keine.
Schlösser an Spieltischdeckel und Gehäusetüren.
Schlüssel: Schrankschlüssel.
Firmenschild: Über der Klaviatur als Intarsie mit vergoldeten Großbuchstaben.
Orgelbank: Nicht verstellbar.
Manual
Mechanisch. Klaviatur zweischenklig, Oktavmaß 165 mm:
Breite Untertasten (in mm): c 22,5 d 22,5 e 22,2 f 22,2 g 22,5,a 22,5 h 21,9.
Breiteste/schmalste Untertaste c, d, g, a 22,5 mm /h 21,9 mm.
Tastenfall: I 11 mm. Obertasten einsinken: 3 mm.
Tastendruck: 90 – 110 g.
Länge Untertasten: 140 mm, Tastenköpfe 50 mm.
Länge Obertasten: 86 mm.
Abstände Obertasten: cis-dis 16,8 mm, fis-gis 16,2 mm, gis-ais 15,6 mm,
ais-cis 30 mm, dis-fis 31 mm.
Angehängtes Pedal.
Abstrakten: Draht.
Winkel: Metall
Wellenbretter 2, Wellen: Alu, Ärmchen: Alu.
Tastenbelag Untertasten: Elfenbein, Obertasten: Ebenholz.
Neigung der Klaviatur: I 0°, II 0°.
Pedal
Form: Parallel, konkav, Obertasten geschweift, Oktavmaß 467 mm.
Tastenfall: 13 mm. Obertasten einsinken: 22 mm.
Tastendruck: 760g – 860 g.
Länge Untertasten / Obertasten: 620 mm / 130 mm.
Breite Untertasten / Obertasten: 22 mm / 22 mm, Einschub 270 mm.
Vertikale Position 740 mm unter Manual, horizontale Position: c° unter h°.
Tastenbeläge: Eiche auf Alu
Gebläse freistehend im Untergehäuse,
Motordaten: Made in Germany by: Aug. Laukhuff-Weikersheim, 1 75
cbm (m.c.) 3 Min., W.S. (Press.) 80, Motor-Nr. 23560, H.P. 0,2, Volt 220/380,
Amp. 0,8/0,46, Tour. (Rotat.) 2800, Period 50, Phas. 3
Schwimmerbalg mit Rollventil, Ladenbalg.
Windkanal: Flexrohr.
Winddruck: 59,0 mm WS, an Pfeifenloch von Oktave 4’ F gemessen.
Stimmung
Gleichstufig temperiert
Absolute Tonhöhe: a’ 441,6 Hz bei 18,4° Celsius.
Relative Luftfeuchtigkeit 68,5 %, atmosphärischer Luftdruck 1006 hPa,
gemessen am 15.10.2014, 18:30 Uhr.
Schallpegel
Ruhe: 28,4 dBA, Gebläse: 28,4 dBA.
Min: 59,7 dBA, Max: 81 dBA.
Keine anderen Instrumente im Raum
Kontakt
Adresse:
Pfarramt und Gemeindebüro
Lindachallee 29
73230 Kirchheim unter Teck
Tel.: 07021-921410
Homepage Pfarramt
Adresse der Kirche:
Peter und Paul
Uracher Straße 3
73230 Kirchheim-Ötlingen
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